Der Antrag des Bundeskanzlers auf die Vertrauensfrage zeigt deutlich, wie fragil die politische Lage in Deutschland geworden ist. Viele Menschen sind erleichtert, dass die aktuelle Koalition dem Ende entgegengeht. Doch mit dieser Entwicklung entsteht auch eine große Unsicherheit darüber, wie es in unserem Land weitergehen soll. Besonders für die Landwirtschaft, einen der wichtigsten Pfeiler der deutschen Wirtschaft, ist diese Frage entscheidend.
Die Landwirtschaft versorgt uns nicht nur mit Lebensmitteln, sondern trägt auch zur Stabilität ländlicher Räume und zum Erhalt von Arbeitsplätzen bei. In den letzten Jahren wurden Landwirte jedoch zunehmend allein gelassen. Immer neue Regelungen, steigende Energiekosten und internationale Konkurrenz haben die Existenz vieler Betriebe bedroht. Was Deutschland jetzt braucht, ist eine klare Strategie, die die Landwirtschaft wieder in den Mittelpunkt rückt.
Ein wichtiger Ansatzpunkt ist der Ausbau der Infrastruktur in ländlichen Gebieten. Marode Straßen, unzureichende Schienenanbindungen und schlechte digitale Netze sind für viele Landwirte und ländliche Unternehmen ein enormes Hindernis. Investitionen in eine moderne Infrastruktur sind dringend erforderlich, um den ländlichen Raum wirtschaftlich konkurrenzfähig zu machen und den Anschluss an urbane Zentren zu gewährleisten.
Auch im Bereich Energiepolitik bedarf es eines Kurswechsels. Die enorm gestiegenen Energiekosten treffen landwirtschaftliche Betriebe besonders hart, da sie auf eine zuverlässige Energieversorgung angewiesen sind, sei es für den Betrieb von Maschinen, für die Kühlung von Erzeugnissen oder für die Weiterverarbeitung. Ohne eine bezahlbare Energieversorgung drohen Betriebe ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, was nicht nur die Landwirte selbst, sondern auch Verbraucher spüren werden.
Zudem müssen bürokratische Hürden abgebaut werden. Derzeit vergeht zu viel Zeit und Geld für die Einhaltung immer neuer Auflagen, die oft wenig mit der praktischen Arbeit auf dem Feld oder im Stall zu tun haben. Anstatt Landwirte mit immer mehr Regularien zu belasten, sollten sie in ihrer Arbeit unterstützt werden – durch einfachere Verfahren, mehr Beratung und weniger Bürokratie.
Die Frage der Ernährungssicherheit ist eine weitere zentrale Herausforderung. Die zunehmende Abhängigkeit von Importen stellt ein Risiko dar, insbesondere in Krisenzeiten. Deshalb müssen regionale Erzeuger gestärkt werden. Direktvermarktung, der Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten und die Förderung von nachhaltigen Anbaumethoden sind nur einige der Maßnahmen, die hier greifen können.
Darüber hinaus sollten wir die Zukunft der Landwirtschaft in den Kontext globaler Verantwortung setzen. Es braucht einen Mix aus traditioneller und moderner Landwirtschaft. Innovationen wie präzise digitale Technologien, die den Einsatz von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln reduzieren, sind ebenso notwendig wie der Schutz von kleinbäuerlichen Strukturen, die seit Generationen nachhaltig wirtschaften.
Auch die Rolle Deutschlands in internationalen Konflikten und deren Auswirkungen auf unsere Landwirtschaft sollte nicht unterschätzt werden. Eine Eskalation von Konflikten oder weitere Sanktionen führen nicht selten zu höheren Energiepreisen und Versorgungsengpässen bei wichtigen Agrarprodukten. Hier sind Deeskalation und Diplomatie gefragt, um die Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und unsere Versorgungssicherheit zu minimieren.
Schließlich ist es unerlässlich, das Vertrauen zwischen Politik und Landwirten wiederherzustellen. Zu lange wurden Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten wurden. Es ist an der Zeit, eine langfristige Vision für die Landwirtschaft zu entwickeln, die den Menschen auf dem Land Sicherheit und Perspektiven gibt.
Die Zukunft Deutschlands hängt maßgeblich von der Stärke der ländlichen Räume und der Landwirtschaft ab. Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen, können wir nicht nur die Ernährungssicherheit gewährleisten, sondern auch den sozialen Zusammenhalt stärken und den ländlichen Raum als Lebens- und Wirtschaftsraum erhalten. Der Antrag des Bundeskanzlers ist ein Weckruf, diese Chancen zu nutzen.