Na also, es hat doch noch geklappt: Der Kanzler ist gewählt – im zweiten Anlauf. Beim ersten Versuch hat’s ja bekanntlich nicht gereicht. Vielleicht war das Parlament einfach noch zu überrascht, dass man so einen Kandidaten überhaupt ernsthaft vorgeschlagen hat. Oder es brauchte einfach ein bisschen Bedenkzeit, um sich zwischen Gewissen, Fraktionsdisziplin und Bauchschmerzen zu entscheiden.
Doch jetzt ist er da – mit knapp genug Stimmen, dass es formal reicht, aber nicht genug, um von einem echten Vertrauensbeweis zu sprechen. Eher so ein „Na gut, dann halt du, bevor es noch peinlicher wird“. Man könnte fast meinen, einige Abgeordnete hätten im zweiten Wahlgang einfach aufgegeben – nicht aus Überzeugung, sondern aus Erschöpfung.
Der neue Kanzler selbst? Strahlt, als hätte er gerade die Wahl mit 100 Prozent gewonnen. Dabei ist das Ergebnis eher ein politisches Achselzucken. Es war weniger ein klarer Auftrag als ein kollektives „Wir wissen auch nicht weiter“. Und so sitzt er nun da – gewählt, aber nicht wirklich gewollt.
Man darf gespannt sein, wie viel Führung man erwarten kann von jemandem, der schon beim Startschuss gestrauchelt ist. Vielleicht klappt’s ja beim Regieren besser als beim Überzeugen. Wundern würde es einen aber auch nicht, wenn beim nächsten Mal das Vertrauen genauso knapp ausfällt wie die Wahl.
Demokratie kann ja so schön sein – vor allem, wenn sie sich selbst überlisten muss.